seniorweb, 23. August 2021
Achtung alt: Verkehrszeichen für Senioren
Rollatoren und Gehstöcke auf Hinweistafeln bedeuten, dass alte Leute unterwegs sind. Das ist Standard. Doch manchmal treffen wir im dichten Schilderwald neben 0815-Bildern auch allerlei seltsame Gestalten und Geräte.
Verstockter Mann. Ein Paar mit einem Gehstock ist ein beliebtes Sujet für Verkehrszeichen. In der Schweiz und anderswo benützt fast immer der Mann den Stock - und die Frau läuft ihm stets hinterher. Zu sehen ist dieser feministische Missstand in den ersten beiden Bildern. Doch dürfen sich die Kämpferinnen auch über Erfolge freuen. In einträchtiger Gleichstellung harmonieren die Seniorin und der Senior auf dem dritten Bild. Ratlos blicken wir auf das vierte Bild: Emanzipatorisch zwar tipptopp, kränkelt das Duo so sehr, dass man den beiden abrät, die Strasse zu überqueren.
Ladies show the way. Erstaunt stellen wir fest, dass im englischsprachigen Raum die Geschlechterfrage anders (besser?) gelöst ist. Die Tempobegrenzung lässt vermuten, dass mindestens das linke Schild in den Vereinigten Staaten steht. Neidvoll erkennen wir auch, dass die Amis die Senioren eleganter, stilvoller, darstellen: die Dame mit Handtasche, der Herr mit Hut.
Hoffentlich schaffts auch der dritte Mann. Um die Gehstock- und Gleichstellungsdebatte zu vertiefen: Zeigen die Schilder nur eine Einzelperson, ist dies stets ein Mann. Hier, von links nach rechts absteigend, erkennen wir die gesundheitliche Situation der Dargestellten.
Sogar Hunde dabei. Wir schliessen die Diskussion mit Beispielen, die für einmal harmonisches Miteinander illustrieren. Die deutsche Gemeinde Schondorf bezieht auf dem ersten Bild auch quengelnde Kinder und Hunde mit ein. Der blaue Dreiteiler in der Mitte beweist viel guten Willen, vermag aber nicht restlos zu überzeugen. Der linke Flügel und der Mittelteil des Triptychons zeigen Schutzbedürftige: eine Schwangere (5. Monat?) und einen Senior. Doch für was steht die Dame rechts? In der Senioren-WG auf dem Bild ganz rechts leben Betagte zusammen. Das ist schön und erstrebenswert. Vorbildlich ist auch die Vielfalt dargestellt: die (gleich grosse) Frau, der Rollatorfahrer, der Mann mit dem Gehstock.
Oma fährt Motorrad. Fragen, sogar Fehler, erkennen aufmerksame Seniorweb-Leserinnen beim Rollator-Schild links. Da ist mal der überflüssige Apostroph. Und da ist die Farbe des Dreiecks. Rot signalisiert im Verkehr Gefahren und Verbote. Omas Chopper-Parkplatz gehört ganz sicher nicht in eine dieser Kategorien. Links bewundern wir den Darstellungswillen bei der fein ziselierten Abbildung der High-Tech-Gehhilfe.
Schmunzel-Schilder. Zum Glück gibt es sie auch, die vergnüglichen Schilder. Da ist links der sympathische kleine Mann mit Stock und Behälter. Wir stellen uns vor, dass er zu seinem Familiengarten geht und sich auf eine reiche Ernte freut. Und da ist der Herr rechts. Er ist zwar kein Senior. Aber er rutscht so vergnüglich aus und erinnert so fatal an den französischen Komiker Jacques Tati (Monsieur Hulot), dass wir trotzdem schmunzeln.
Graues Haar statt Gehstock. Nein, diese Emojs sind keine Verkehrszeichen. Aber sie sind erstens lustig, und sie zeigen zweitens, dass man Seniorinnen und Senioren auch anders darstellen kann als mit Stock oder Rollator, nämlich mit Halbglatze und grauem Haar.
Durch Kommentare zu früheren Artikeln hat der Autor erfahren, dass Ironie nicht immer verstanden wird. Drum: Nicht alles, was hier geschrieben steht, ist wortwörtlich zu nehmen. Dass zum Beispiel in dieser Zusammenstellung fast immer Männer voranschreiten, ist für den Verfasser kein Thema für Gleichstellungsdebatten. Oder etwa doch?