Berner Zeitung; 17.5.2011

Aus Steiger
Alters-Rabatte sind Giesskannen-Quatsch


Peter Steiger Noch-Redaktor


Aha», sagte die Frau an der Kasse, «aha, AHV.» Wenns doch bloss umgekehrt gewesen wäre. Wenn ich «AHV» gesagt und sie zweifelnd «Aha?» gefragt hätte. Weil der Film auch nicht so recht gefiel, wars kein grandioser Kinoabend. Der Alters-und-Hinterbliebenen-Bonus von zwei Franken verbesserte die Stimmung nicht. Im Gegenteil. Das Erlebnis am Schalter bestätigt, dass man nicht so alt ist, wie man sich fühlt, sondern so alt, wie einen die anderen einschätzen. Altersrabatte sind kalte Duschen. Und unsinnig. Dass wir Senioren billiger zum Coiffeur können, mag ja noch angehen.


Hä ja, Waschen, Föhnen, Polieren gibt ja tatsächlich nicht viel zu tun. Aber eigentlich hätten wir lieber weniger Rabatt und mehr Haare. Und dass ich günstigere Bahnabos, Hallenbadeintritte oder eben Kinotickets bekomme, ist Giesskannenquatsch. Den meisten meiner Alterskollegen geht es besser als den meisten jüngeren Zeitgenossen.


Besonders bizarr praktiziert meine Gewerkschaft den Alterswahn. Früher hiess sie Journalisten-Union. Dann wandelte sie sich lustig zur Comedia. Heute nennt sie sich geheimnistuerisch Syndicom. Die Syndicom also verlangt von Besserverdienern mehr als von Einkommensschwachen. Gut so. Rentner hingegen, vom früheren Chefredaktor bis zur ehemaligen Zeitungsverträgerin, bezahlen alle gleich viel - nämlich fast nichts.

 

Hänusodä. Geschenke nimmt man und schweigt. Halt, stimmt nicht. Obwohl ich noch nicht ganz 65 bin, fordere ich seit einigen Monaten an der Kinokasse meinen Seniorenbonus. Eine Bestätigung hat noch nie jemand verlangt. Falten gelten als Personalausweis.