Berner Zeitung; 22.08.11

Aus Steiger
Die AHV übersetzt ihr Kauderwelsch


Und sie bewegt sich doch, die AHV-Welt. Veränderungen stehen an: Es sind verständliche Ahavau-Rentenbescheide in Sicht. Zu hoffen ist, dass nicht erst unsere Hinterbliebenen von den Neuerungen bei der Alters- und Hinterbliebenen-Versicherung profitieren.


In der letzten «AusSteiger»- Kolumne war zu lesen, dass die AHV ihre Kunden mit abstrusen Berechnungen erzürnt. Diese erhalten seitenlange Zahlenkolonnen mit undurchschaubaren Abkürzungen und wirren Begriffen: Plaf mal Modu geteilt durch anger. Jugendjahre ausl. Vers.-Zeiten oder so ähnlich. Verständliche Zusammenfassungen oder Erklärungen fehlen. Wer ein Leben lang ein Vermögen eingezahlt hat, erfährt nicht, was mit seinem Geld passiert ist.


Den Ärger mit dem AHV-Kauderwelsch bestätigten Leser und Leserinnen. So schrieb ein erboster Neurentner, immerhin studierter Sozialwissenschafter, dass er seit zehn Tagen am Aufbröseln der zugelieferten Daten sei, nur teilweise mit Erfolg. Eine Leserin brachte ihren Missmut auf den Punkt, nein, auf zwei Punkte: Entweder würden die AHV-Leute mit ihren wirren Informationen willentlich ihre Fehler verschleiern. Oder, ihre zweite Vermutung: Die Versicherungsbürokraten seien nicht fähig, sich in ihre Kundschaft hineinzuversetzen.


Der Kolumnist wollte wissen, wie die AHV tickt, und erkundigte sich beim Bundesamt für Sozialversicherungen. Dieses beaufsichtigt die rund hundert Schweizer AHV-Ausgleichskassen. Die Kassen und Kässeli gestalten ihre Kundeninformationen selbstständig. Weil viele die gleiche Software benützen, ähneln sich die allesamt unlesbaren Rentenberechnungen.


Das Bundesamt hat den Seufzer gehört und das Echo der Leserschaft verstanden. Und handelt. «Die Argumente überzeugen», sagt Mario Christoffel, Kadermann bei dieser eidgenössischen Stelle. «Wir fordern die Kassen auf, allgemein verständliche Rentenbescheide zu erarbeiten.»