Berner Zeitung, 6.11.2013
Über Sport
No sports» soll Winston Churchill geantwortet haben, als man ihn nach dem Geheimnis seines hohen Alters befragte. Das ist aus zwei Gründen falsch. Erstens hat er das nie gesagt, das Zitat wurde
ihm untergeschoben. Zweitens hat er sich in jungen Jahren sportlich betätigt: fechten, schiessen, reiten. Couch-Potatoes können sich also nicht auf Churchill berufen. Sofasäcke sollten, nein,
müssten was tun. Dieser Ratgeber hilft Sporteinsteigern im Seniorenalter bei der Wahl.
Schwimmen.Im Hallenbad treffen Sie auf zwei Sorten Menschen: Crawler, die sind jung und unsympathisch, weil sie spritzen. Und Brustschwimmer, die sind alt und sympathisch, weil
sie auf den Bahnen ausweichen. Sie brauchen eine Schwimmbrille. Sie sollte gross sein, weil Sie so besser sehen, welch wohltätige Wirkung Wasser hat. Füllige ältere Damen und Herren kommen
schwimmend weit graziler daher als an Land. Und: Gucken ist die einzige Abwechslung. Schwimmen ist langweilig. Sehr langweilig.
Radfahren. Das Velo ist für ältere Menschen das Sportgerät der Wahl. Dies gilt vor allem für Senioren mit gut ausgebauten Figuren. Auf zwei Rädern rollen die Kilos, auf zwei
Beinen drücken sie. Kaufen Sie also ein Ultegra Co 2 F, als Aktion gibts diese Maschine bereits für 3795 Franken. Den Helm Dainese V-Jet bekommen Sie für 259 Franken. Weiter brauchen Sie ein
Trägertight TK.607 FI Mille Knicker (249 Franken), einen Alp-X 2.0-Windstopper (269 Franken). Erkundigen Sie sich auch nach Schuhen, Velocomputern, Handschuhen und Brillen. Dann nix wie los. Das
Furunkel am Steissbein gibts gratis.
Tanzen. Seniorentanzkurse machen glücklich. Vor allem Männer. Sie können ausnützen, dass hier weit mehr Frauen anzutreffen sind. Der Hahn im Korb bekommt keinen Korb. Damit
schliesst sich nach einem halben Jahrhundert ein Kreis. Weshalb besuchten wir junge Schnösel einen Tanzkurs? Sicher nicht wegen des Cha-Cha-Chas. Sondern um endlich zu begreifen, wie das geht mit
den Frauen. Begriffen haben wir nichts, weder den Rumbaschritt noch die Frauen.
Nordic Walking. Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass sich Senioren in Feld, Wald und Wiesen ergehen. Bedenken Sie aber, dass die sportive Ertüchtigung in den Hintergrund
gerät, wenn der nordische Walker in Rudeln auftritt. In der Meute formieren sich vor allem Walkerinnen zu mobilen Chatrooms mit Stöcken. Wozu es diese braucht, die Stöcke mit auswechselbaren
Spitzen und die Hightechdresses, ist ein Geheimnis. Und ein Segen für die Sportartikelbranche.