Berner Zeitung, 20. Februar 2017
Wie man mit Airbnb Geld verdienen kann
Wie diese Zeitung berichtete, hat es in der Berner Altstadt immer mehr Airbnb-Angebote, Ferienwohnungen, die mehr oder weniger Private an wirklich Private vermieten. Der Boom freut und ärgert.
Die Gegner kritisieren, dass die temporären die dauernden Mieter vertreiben. Die Befürworter loben, dass die Gäste hier einkaufen. Offenbar müssen Leute, die immer in Bern wohnen, nicht
«kömerlen». Das war ironisch gemeint. Ein bisschen satirisch zugespitzt ist auch die folgende Geschichte. Aber wirklich nur ein bisschen.
Hämmern. Herr M. wohnt seit ein paar Wochen in ebendieser Altstadt. Unten und oben sind Airbnb-Apartments. Nach der Züglete wollte er seine Bilder aufhängen. Nachdem er einige
Stahlnägel versenkt hatte, läutete es. Ein Herr aus Deutschland stand an der Tür. Ob er das Hämmern denn nicht lassen könne, fragte er. Er habe für die sauteure Wohnung im oberen Stock genug
bezahlt, um ohne Lärm den Urlaub zu geniessen. Er sei bereit, die Stille mit 30 Euro zu erkaufen. Der verunsicherte M. verzichtete auf das Ruhegehalt. Die Bilder stehen seither am Boden.
Fondue. Zwei Wochen später assen M. und seine Freundin Fondue. Ungefähr nach dem neunten Brotverlust läutete Herr Takahashi aus Japan. Auf Englisch bat er: «Nun ja, dieser
seltsame Geruch... offenbar aus dieser Wohnung... ungewohnt, ja sogar störend... allenfalls als kleines Dankeschön vielleicht 40 Euro?» M. war so perplex, dass er das Geld nahm und versicherte,
dass man bald zu Ende sei und lüften werde.
Duschen. Letzthin duschte M. spätabends. Kaum hatte er sich abgetrocknet, klingelte es. Diesmal war es eine Dame. In jenem so sympathischen holländisch gefärbten Deutsch bat sie
um Ruhe. «Die schlafenden Kinder, die teure Wohnung, der nervöse Hund.» Sie sei gerne bereit, so die Niederländerin, die Einschränkungen mit 35 Euro zu entschädigen. M. steckte das Geld ein.
Bohren. Vor ein paar Tagen ist eine Familie aus Belgien eingezogen. Auch sie ist ruhebedürftig. Als der Fernseher von M. mal noch spät lief, klopften die Gäste an die
Decke. All dies erzählte mir M. beim Warten aufs Tram. Er hatte eine Schachtel dabei und zeigte mir die eben gekaufte Bohrmaschine, Bosch, RCE, 48 000 Schläge pro Minute. Die brauche er, um
Dübellöcher für das Küchenschränkli zu bohren. «Nun ja», sagte er, «vielleicht lass ichs sein. Die paar Euros sind ja auch nicht zu verachten.»