seniorweb.ch, 1. September 2020


Soll man ein Mann oder eine Frau sein?

Rankings gibt es wie Spam-Mails im Postfach. Duschköpfe, Veloständer, Wellensittich-Futter, alles kriegt eine Bewertung. Bloss eine Rangierung fehlt, die wichtigste: Ist es besser ein Senior oder eine Seniorin zu sein? Wir wollen hier die Wahrheit herausfinden, nachprüfbar. Deshalb gibt es Punkte, von 1 (sehr schlecht) bis 6 (sehr gut).

Leben. Keine Frage, die Frauen schwingen obenaus. Sie leben in der Schweiz durchschnittlich 3,7 Jahre länger als Männer.
Frauen 6, Männer 2

Partnerin, Partner finden. Jetzt  fährt die Retourkutsche den Damen ans Bein. Weil es mehr Seniorinnen als Senioren gibt, haben Männer die grössere Auswahl. Wenn sie einen gewissen Minimalstandard überschreiten (Hygiene, Kommunikation), finden sie fast immer eine Frau.
Frauen 2, Männer 5

Allein leben. Single-Männer versumpfen eher als alleinstehende Frauen. Viele Männer sehen sich zwar als Koch-Künstler: Fünfgänger mit Sauerampfer-Soufflée. Aber sie versagen beim 7/7-Küchenmarathon oder beim Haushalt-Triathlon Wäschewaschen, Fensterputzen, Staubsaugen.
Frauen 5, Männer 3

Hobby. Die amtliche Klischee-Anstalt meldet: Frauen sticken und stricken. Männer sägen und hämmern. Ui, ich weiss, das stimmt nicht, sondern umgekehrt. Aber: Die ganz grossen Hobby-Aktivisten, das sind die Männer. Nur Männer wollen alle Verkehrskreisel der Schweiz befahren. Nur Männer kennen die Namen aller Länderspiel-Linienrichter seit 1923.
Frauen 2, Männer 5

Mode. So sicher wie die AHV jeden Monat aufs Konto trudelt, so sicher trägt der Norm-Rentner die Norm-Farbe Beige. Die mutigsten Männer, aber wirklich nur die, wagen sich an grau. Die Seniorinnen dagegen, Chapeau meine Damen, haben mit der Mode etwas mehr am Hut. Nicht viel, aber immerhin.
Frauen 3, Männer 2

Werbung. Wenn ältere Frauen in der Werbung vorkommen, hüten sie Enkel, backen Kuchen oder streicheln das Büsi. Senioren dagegen sind vertrauenswürdige Finanzberater, unternehmungslustige Weltumsegler oder durchtrainierte Rennrad-Gümmeler.
Frauen 2, Männer 5

Freundschaft. Frauen haben Freundinnen, denen sie alles anvertrauen, auch die Leiden und Freuden unter- und oberhalb der Gürtellinie. Männer haben bloss Kollegen, mit denen sie über Fussball, Frauen und Frauenfussball reden.
Frauen 5, Männer 3

25 Punkte für die Frauen, 25 für die Männer, wirklich, ich habe nicht geschummelt. Das ausgeglichene Ergebnis freut. Unerfreulich ist der Durchschnitt: Note 3,6. Sitzenbleiben, Klasse wiederholen.