Sommerzeit ist Hold-Set-Modus-Zeit
„Pressen Sie Adjust um Werte höher und Start/Stop dafür Wechsel in Stunden/Minuten.“ Das empfiehlt die Betriebsanleitung meines Velocomputers.
In der Nacht vom nächsten Samstag auf den Sonntag geben sich die Winter- und die Sommerzeit die Hand, und wir müssen die Uhren vorstellen. Damit ist am Sonntagmorgen wieder mal Set-Modus-Hold-Party. Neben dem Kauderwelsch zu meinen Velocomputer lese ich ähnlichen IT-Schwachsinn unter anderem in den Anleitungen für meine elektronische Kuckucksuhr, den alten Reisewecker oder das durchgestylte Fixtelefon: „Kehren Sie zum Uhrmodus zurück, drücken Sie die Settaste auf der Rückseite dreimal, realisieren Sie den 24-Stunden-Betrieb und bestätigen Sie mit zweifachem Start/Stop.“ Ja, ja, schon gut.
Immerhin: Die Manual-Plage ist am Abklingen. Die Betriebsanleitungen sind in den letzten Jahren verständlicher geworden. Ihr Terrain bewahren die Design-Quälgeister dagegen anderswo – bei der Miniaturisierung von Texten auf Beipackzetteln, Garantien, AGBs und anderem Kram. Manches liest man zwar eh nicht.
Insekten- und Seniorenschreck. Der Fünfliber zeigt, wie winzig und unleserlich die Schrift auf der Mückenstopp-Hülle ist. Auch viele andere Verpackungen erfordern Lupen. Bild
pst
Manches sollte man jedoch verstehen, Texte auf den Verpackungen zum Beispiel. „Mückenstopp“ heisst das Mittel, das ungeliebte Gäste aus unserer Wohnung vertreiben sollte. Die Packungsgestalterin hat für die Schriftgrösse vermutlich die winzigen Insekten als Mass genommen.
Zurück zur Winter- und Sommerzeit. Gewiss gab es während der vergangenen dunklen Monate auch mal Hübsches zu vermelden, ganz selten weisse Landschaften, häufiger klare Mondnächte. Aber seien wir ehrlich: Um sowas anzugucken brauche ich nicht täglich 24 Stunden. 23 genügen vollauf.
Umgekehrt ist der Sommer ja bedeutend lebenswerter. Die Röcke der Frauen sind kürzer, der Aareschwumm angenehmer, der Grillabend entspannter. Die Sommertage auf 25 Stunden aufzustocken, dem kalten Halbjahr bloss 23 Stunden zuzugestehen, wäre sinnvoll. Aber das wird wohl wieder auf Unverständnis stossen – bei den Kühen, die so fixiert sind, dass sie stets zur gleichen Zeit gemolken werden wollen. Unflexible Rindviecher.