Smartphone und Kinder, die Verbindung steht unter Verdacht. Das allgegenwärtige Kästchen gefährde die Entwicklung, glauben Experten. Wer auf dem Pausenplatz die starren Blicke sieht, gibt den Warnern recht. Zum Glück gibt es auch Kinder und Eltern, die anders ticken. Wie auch immer: Viele sehen im Smartphone tatsächlich einen Kindheitskiller.
Man muss nicht gleich derart schwarz sehen. Jedenfalls aber hat das elektronische Unterhaltungsding viele alte Kinderspiele verdrängt. Der Autor holt ein paar aus der Versenkung. Er verwendet ziemlich oft Dialektausdrücke. Kindliche Nostalgie funktioniert besser mit Mundart. Seiligumpe und Böckligumpe. Seilspringen geht ja noch, aber Bockspringen?
Böckligumpe interkontinental. Die Boys links springen um 1930 in Harlem in New York über die Rücken ihrer Kameraden. Es sind schwarze und offensichtlich arme Kinder. Hinter ihnen das Auto als Gegensatz. Es ist vermutlich ein Lincoln Model L, ein Luxuswagen. Anhand der heimischen Buben rechts aus den Vierzigern erkennen wir, dass der Buckel-Parcours vor allem den Jungen gefiel. Mädchen waren knapp geduldet – und wegen der Röcke im Nachteil.
Das Abnehmspiel als Fingerübung für geschickte Mädchen (und ganz selten für Buben). Wir sehen links einen raren Schnappschuss: zwei Buben beim Abnehmen. Knaben! Das Spiel mit den Fäden war fast ausschliesslich Wyberzügs. Buben beteiligten sich kaum an den Geschicklichkeits- und Konzentrationsaufgaben. Das oft komplizierte Gespinst musste unbeschadet den Fingern der Mitspielerin übergeben werden. Rechts eine Detailaufnahme. Wyberzügs? Der Autor gibt zu, dass er insgeheim die geschickten Meitli bewundert hat.
Nicht nur fürs Abnehmspiel gilt: Mädchen sind meist deutlich in der Überzahl. Sicher waren die Knaben ebenso spielfreudig. Die Laienerklärung: Buben bevorzugten Körperspiele (Böckligumpen), Mädchen freuten sich über Geschicklichkeitsaufgaben.
Frauen waren die Herren der Ringe. Hula Hoop soll ja sehr gut sein. Für Body, Soul und später für Sex. Vielleicht sind die Plastikreifen deshalb noch nicht endgültig am Boden gelandet. Sicher ist, dass das Gewackel in den Siebzigern seine Höhepunkte hatte. Auf dem Bild links sehen wir, dass man sowohl im trauten Heim als auch draussen gehoopst hat. Ebenfalls erkennbar: Frauen waren die Herren der Ringe. Männer, nein danke. Wer will denn so eindeutig zweideutig die Hüften schwenken?
Kann man damit Tiktok schauen? Wir sehen eine Dame und einen Herrn aus dem 19. Jahrhundert. Ob das Blechdosentelefon damals wirklich so verbreitet war, bezweifeln wir. In unserer Jugend, in den Fünfzigern und Sechzigern hingegen, war die Büchsentelefonie ein verbreiteter Zeitvertrieb. Und heute? Wir fragen unsere Enkel. «Kann man damit auch Tiktok schauen,» erkundigt sich Lea. Und Noah: «Musstet ihr früher bei Schulbeginn diese Dinger auch der Lehrerin abgeben, wie heute die Handys.»
Schon die Urururgrossmutter gumpte. Fürs Seiligumpen hat der Autor besonders alte Bilder ausgesucht. Das macht Sinn. Mit einem Seil zu spielen, zu hüpfen, ist ein sehr altes Vergnügen. Zum ersten Mal wird es im 17. Jahrhundert erwähnt. Die Aufnahme links stammt aus den Zwanzigerjahren. Sehr brave Mädchen mit Hut springen sehr brav übers Seil. Das Bild rechts stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bei dieser Zeichnung ist ausnahmsweise ein Knabe zu erkennen.