seniorweb.ch, 23. Juli 2024
.
Sterben auf Knopfdruck in der Gaskapsel
.

Tod im Freitodsarg Sarco. Die neue Suizidmöglichkeit hat viele Fragen ausgelöst, ethische, juristische, religiöse. Der Autor hat Bedenken, möchte aber, dass dieser Abgang zugelassen wird.

 

Der Sterbehilfe-Aktivist Philip Nitschke hat seine Suizidkapsel Sarco vorgestellt. Dahinter steht die neue Schweizer Freitod-Organisation The Last Resort.

 

Ich persönlich will nicht in einem solchen Gerät sterben. Aber niemand, weder Gesetze noch Religionen, dürfen den selbstgewählten Tod verbieten. Auch nicht in dieser Form. Wer das Recht auf Leben konsequent auslegt, muss auch darauf bestehen, dass der Mensch sein Ende selbst bestimmt.

Der oder die Sterbewillige drückt in der Kapsel einen Knopf. Darauf fliesst Stickstoff in die Kabine. Nach Angaben von Last Resort wird der Mensch nach einigen Sekunden bewusstlos und stirbt wenig später schmerzlos.

 

Exit und Dignitas winken ab

 

Sicher ist, dass es noch lang dauern wird bis das Gerät in der Schweiz betriebsbereit ist. Der Vertrieb und die Herstellung von Sarco sind  noch offen. The Last Resort will die Kapsel nicht verkaufen. Geplant ist, das Design an Personen weiterzugeben, die es selbst in 3D ausdrucken. Diese Produzenten sollen mit bestehenden Einrichtungen für assistierten Freitod zusammenarbeiten. Die Institutionen winken allerdings ab. Exit: «kein Bedarf». Dignitas hat eine schwer verständliche Erklärung verfasst. Immerhin lässt sich daraus ableiten, dass auch diese Organisation nicht mit an Bord ist.

 

Die Schweiz ist eines der wenigen Länder, die assistierten Freitod erlauben. Die Sterbebegleitung darf allerdings nicht aus eigennützigen Gründen erfolgen. Das Gesetz will damit verhindern, dass Freitodhilfe kommerzieil genutzt wird. Organisationen wie Exit handeln nach strengen Regeln, auch um zu vermeiden, dass Menschen aus einem Affekt heraus handeln.

 

Sarco soll mit 3D-Druckern durch Produzenten in der Schweiz hergestellt werden. Bild zvg

 

Freitodbegleitung ist bei uns auch für Ausländerinnen und Ausländer legal. Dies hat dazu geführt, dass die Schweiz als prominentes Land für Sterbehilfe gilt. Bei Exit ist zwar die Staatsbürgerschaft oder ein fester Schweizer Wohnsitz nötig. Andere Organisationen wie Dignitas kennen diese Schranke aber nicht.

 

Schmerzfreies Sterben?

 

Der Sarkophag, so der hergeleitete Namen, steht in den Kantonen Wallis und Schaffhausen unter juristischem Beschuss. Kritisiert wird auch die Vorbereitung auf den Freitod. Die etablierten Organisationen wie Exit und Dignitas wenden ein mehrstufiges Prozedere an, unter anderem mit einem ärztlichen Attest. Bei Sarco füllen die Sterbewilligen einzig einen digitalen Fragebogen aus. Auch bleibt offen, ob das Gas einen wirklich schmerzfreien Tod ermöglicht. Als in den USA ein Verurteilter mit Stickstoffgas hingerichtet wurde, litt dieser minutenlang.

 

Mich schauderts, wenn ich das Kunststoff-Ding sehe. Ich bekomme Atemnot, wenn ich mir vorstelle, dass ich hier drin liegen würde. Ich bin eingezwängt in einen Plexiglas-Sarg. Ich sehe den vermutlich roten Kopf. Ich weiss, dass draussen Leute sind. Ich bin allein.

 

Ich schade niemandem

 

Flappsig gesagt ist der Tod im Sarco Geschmacksache. Viele Kritiker hauen noch einen drauf und sagen schlechter Geschmack. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Freitodarten wie Zug, Brücke oder Pistole, schade ich dabei niemanden. Also hat auch niemand dreinzureden