senioweb.ch, 8. August 2024

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1. August oder die Nationale Paniknacht

Der Hund ist nicht mehr unter dem Bett, die Katze nicht mehr im Keller. Die Nationale Paniknacht, auch bekannt als 1. August, ist wieder mal vorbei. Es geht um Feuerwerk.
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Ich habe zwar weder Hund noch Katze. Aber die Einleitung zeigt, um was es geht: Terror kontra Frieden, Gefechtslärm kontra “guter Mond du schweigst so stille.“

 

Meine eigenen pyrotechnischen Fertigkeiten erwarb ich mit diesen Bonsai-Dingern, roten zusammengebundenen Frauenfürzen – heute darf man sie nur noch auf Seniorweb so nennen, Frauenfürze. Der Tip des Autors aus seiner Kindheit. Ein ordentliches Fuder angezündet in eine Blechgiesskanne werfen. Beachtlich.

 

Schön: Feuerwerk in Henanbihen in der Bretagne.

 

Die akustisch aufgewerteten Damenblähungen gaben für mich, einen zehnjährigen Jungen, schon ordentlich was her. Vorher hatte ich bloss bengalische Zündhölzer geschwenkt. Die galten nun nichts mehr. Sie waren Meitlizügs, auch wenn sie mehr stanken als die erwähnten Pyro-Flatulenzen. Das war meine Feuerwerks-Karriere. Seither und bis zum kürzlichen Nationalfeiertag war ich nur noch wenig beteiligter Beobachter und wenig verärgerter Abfallentsorger.

 

Seit dem 1. August 2024 bin ich nur noch eines: Gegner.

 

Dies weil mich ein wirklich schockierendes Erlebnis umgepolt hat. Wir wohnen in einem Haus mit einem günstig gelegenen Nachbars-Balkon. Günstig gelegen ist er aus der Sicht der Erst-August-Schützen: Zweiter Stock und freies Kampffeld auf eine Strasse mit Fussgängern.

Kriegerisch: Polenböller. Explodiert mit lautem Knall und qualmt.

 

Die Nachbarsfamilie mit dem gefechtstauglichen Balkon war am nationalen Jubeltag in den Ferien. Zurück blieb der ungefähr 15-jährige Sohn. Er lud zwei etwa gleichaltrige Kollegen ein. Zu dritt schiessen sie nun mit Feuerwerksraketen in die Strasse. Ob sie wirklich Passanten treffen wollten, weiss ich nicht. Ich ziehe jetzt wohlweislich nicht irgendeinen aktuellen Krieg als Parallele herbei. Nein, so schlimm war es nicht. Aber der Krach, die Kinder, die Katzen, die Hunde, die Nerven und am nächsten Morgen der Abfall. Eben.

 

Jetzt habe ich genug vom Kriegsspiel in 3004 Bern.

 

Feuerwerk-Hasser? Nein, nicht prinzipiell. Ich will Ausnahmen anfügen und dick unterstreichen. Nicht gemeint sind die schönen Illuminationen bei Seenachtsfesten und anderen Anlässen. Nicht gemeint sind auch die harmlosen In- und Outdoor-Pyros bei Hochzeiten und Festen, die Zuckerstöcke, Bengalfackeln, Wunderkerzen, Vulkane. Klar, auch hier: die Tiere, die Luft, der Boden, die hochsensiblen Menschen. Schlimm, aber hänu: Wir wollen ja nicht mit Zuckerstöcken die Hochzeitsbowle versalzen.

Aber ich habe definitiv genug von Böllern und Knallern, von Kugel- und Rauchbomben, von Knallraketen und Petarden. Und von Vogelschreck-Doppelschlägen.

 

Ich will keinen Gefechtslärm im Quartier

 

Mir genügt, was von der Ukraine oder vom Gazastreifen unhörbar herüberdonnert.